Politikerlimousinen: Die jährliche Volksverdummung der Deutschen Umwelthilfe

Politikerlimousinen: Die jährliche Volksverdummung der Deutschen Umwelthilfe

Anfang der Woche war es wieder so weit. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat ihre jährlich wiederkehrende Pressemitteilung zum CO2-Ausstoß der Limousinen deutscher Spitzenpolitiker herausgegeben.

Ich ärgere mich jedes mal darüber, weil hier unter Auslassung wichtiger Fakten Zerrbilder gestellt werden, ja sogar Volksverdummung betrieben wird. Unterschwellig wird immer das Bild gestellt, Minister würden sich ungerechtfertigt „bespaßen“ indem sie besonders große Fahrzeuge führen und würden gewollt die Umwelt dadurch belasten.

Die Fahrzeuggröße im Allgemeinen:

Die Regierungsmitglieder auf Bundes- und Landesebene sind die politischen Manager unseres Landes. Sie arbeiten, auch wenn viele diese Tatsache offenbar gerne übersehen, ein Zeitpensum in der Woche weg, das selbst viele Spitzenmanger in der freien Wirtschaft nicht erreichen. Nur mit dem Unterschied, dass Jobs in der freien Wirtschaft exorbitant höher vergütet werden.

Regierungsmitglieder bewegen sich nicht selten viele hundert Kilometer am Tag und nutzen ihre Fahrzeuge als mobile Büros. Aus meiner Zeit bei Ministerpräsident a.D. Roland Koch kann ich persönlich bestätigen, wie das in der Praxis aussieht: Mit Hessens Ex-MP reiste immer ein überdimensionierter Aktenkoffer mit, dessen Inhalt in jeder freien Minute im Auto abgearbeitet wurde. Unterbrechungen fanden höchstens für Telefonate statt. Gerade bei einem Bundesland wie Hessen, in dem zwischen Süd- und Nordzipfel ein paar hundert Kilometer liegen, sind lange Fahrtstrecken die Regel. Hinzu kommt, dass gerade Ministerpräsidenten sich auch zu Terminen in anderen Bundesländern bewegen.

Ein Fahrzeug der Oberklasse ist für einen solch herausfordernden Job auf jeden Fall angemessen und – gerade um genug Platz für das mobile Büro zu bieten – auch erforderlich!

Panzerung, was die DUH verschweigt:

Es dürfte kein Geheimnis sein, dass gerade Regierungsmitglieder oft Sonderschutzfahrzeuge (SSF), umgangssprachlich gepanzerte Fahrzeuge, nutzen.

Wer in einem SSF gefahren wird, ist übrigens nicht die Entscheidung des jeweiligen Politikers, sondern wird durch ein zuständiges Lagezentrum entschieden, welches z.B. bei einem Landesinnenministerium oder den Landeskriminalämtern verortet ist. Hinzu kommt, dass es unterschiedliche Gefährdungslagen und daraus resultierend unterschiedliche Schutzklassen gibt. Nicht jedes SSF gleicht dem anderen, es gibt unterschiedliche Grade der Panzerung.

Die Panzerung bestimmt den Motor:

Ein Fahrzeug der höchsten Schutzklasse wiegt mehrere Tonnen. Es sollte sich jedem klar denkenden Menschen erschließen, dass ein solches Gewicht nicht mit einem 1,9 l Turbodiesel bewegt werden kann. Hinzu kommt, dass die Fahrzeug aus taktischer Sicht auch zur Flucht ausgelegt sind, d.h. um einer Gefährdungslage schnell entweichen zu können, ist von Grund auf eine gesteigerte Motorisierung erforderlich.

Modellpalette und Preis:

Da der Markt für solche Fahrzeuge sehr klein ist und es sich hierbei durchweg um Spezialanfertigungen handelt, besteht keine Modell- und Auswahlvielfalt wie im „normalen“ Automarkt. Soweit mir bekannt ist, gibt es z.B. das in Hessen früher von Koch und nun von Ministerpräsident Volker Bouffier genutzte Spezialmodell des VW Phaeton nur mit einem Motor, es besteht also gar keine Auswahl, ein anderes Aggregat zu nutzen. Hinzu kommt, dass diese Spezialfahrzeuge extrem teuer sind. Selbst wenn ein Umstieg auf ein umweltschonenderes Modell technisch und unter Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten möglich wäre, ist ein Umstieg ein erheblicher Kostenfaktor. Denn was die DUH auch verschweigt ist, dass zu jedem SSF noch mindestens ein Begleitfahrzeug der gleichen Panzerklasse hinzu kommt und dass es – gerade bei größeren Bundesländern – aus logistischen Gründen nicht nur ein solches Fahrzeugpaar gibt.

Aus diesen Gründen ist es also höchst unseriös, den CO2-Ausstoß von Limousinen „einfach so“ zu vergleichen, ohne die ganzen oben genannten Fakten einzubeziehen!

Was kann die Deutsche Umwelthilfe im nächsten Jahr besser machen?

Wenn die Deutsche Umwelthilfe etwas Sinnvolles erreichen will, dann sollte sie anstatt die bilanziell irrelevanten Emission der Fahrzeuge deutscher Spitzenpolitiker fehlzuinterpretieren, z.B. die Flottenverbräuche der allgemeinen Dienstfahrzeuge von Behörden verschiedener Verwaltungsebenen untersuchen.

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